Vermehrte Leukämiefälle im Papenteich

Seit Juli 2024 ist öffentlich bekannt, dass es in der Samtgemeinde Papenteich statistisch signifikant erhöhte Fälle von Leukämie gibt. Dieser Artikel versucht, die öffentlich verfügbaren Informationen in unregelmäßigen Abständen aktualisiert zusammen zu fassen.

Mit Stand vom 6. September stützen sich die vorliegenden Erkenntnisse auf eine Presseinformation des Landkreis Gifhorn und mehrere Artikel der Braunschweiger Zeitung bzw. Gifhorner Nachrichten. Erst einige Tage später fanden wir zufällig durch Recherchen auch den EKN-Bericht auf der Webseite des Landkreis Gifhorn. Erschienen sind bislang die folgenden Artikel und Videos:

Die Presseinformation nennt ein Bürgertelefon, das auch in Artikeln der Zeitung erwähnt wird:

Für Fragen der Bürgerinnen und Bürger hat der Landkreis Gifhorn ein Bürgertelefon geschaltet. Sie erreichen dieses von Montag bis Freitag, 09:00 Uhr bis 15:00 Uhr unter 05371/82-8860. Fragen beantwortet das Gesundheitsamt außerdem per E-Mail: gesundheitsamt@gifhorn.de.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Diagnosegruppe „akute Leukämien“ des Epidemiologischen Krebsregisters Niedersachsen (EKN) machte im Rahmen des gemeindebezogenen Krebs-Monitorings die initiale Beobachtung.
  • Beobachtungszeitraum sind die Jahre 2016 bis 2021. Die kleinräumige Erhebung des EKN läuft seit 2014.
  • Ausgehend von allen bekannten Leukämiefällen im Beobachtungszeitraum in Niedersachsen und angepasst an die Altersstruktur und Geschlechtsverteilung im Papenteich ergibt sich für die Samtgemeinde eine gewisse Inzidenz, die umgerechnet auf die Einwohnerzahl 10,1 Neuerkrankungen erwarten ließe.
  • Tatsächlich wurden im Zeitraum aber 21 Fälle von Neuerkrankungen gezählt. Das Ergebnis ist somit von hoher statischer Relevanz.
  • Eine kleinräumige Beobachtung führt in einer ersten Beobachtungsphase durch die vielen einzelnen Beobachtungsräume zu einer gewissen Anzahl von “Fehlalarmen”. Daher schließt sich bewusst eine zwei Phase der intensiveren Beobachtung an, bevor eine Meldung an die Gemeinden gegeben wird.
  • Konkret: Von 2016 bis 2020 traten in der Suchphase 14 statt der erwarteten 8,6 Fälle und in der anschließenden einjährigen Beobachtungsphase 2021 sogar weitere 7 statt 1,8. Die Auffälligkeit ist somit in der Beobachtungsphase sogar noch deutlich gestiegen.
  • Die Daten des EKN sind anonymisiert, es konnten aber alle Erkrankten identifiziert werden. Es sind Männer wie Frauen, ausschließlich ab 45 Jahren. 18 sind bereits verstorben, die meisten davon mit über 70 Jahren.
  • Das Gesundheitsamt des Landkreises Gifhorn ist für die Untersuchung zuständig.
  • Unterstützung leisten das EKN und das Niedersächsische Landesgesundheitsamt.
  • Im Artikel vom 15.07. heißt es, “noch gebe keinerlei Hinweise auf einen bestimmten Faktor”.
  • Der Artikel vom 26.08. nennt einige vermutete Ursachen aus Social Media, die allesamt im Artikel weitgehend entkräftet werden.
  • Behörde und Politik geben sich bislang mäßig besorgt. Man räumt den Untersuchungen Zeit ein ohne eine Frist oder einen Fahrplan zu nennen.
  • Weder Behörde noch Politik erkennen bislang mögliche Zusammenhänge. Man gibt sich ahnungslos.
  • Die Berichterstattung nennt bis zum 6. September einen “statistischen Ausreißer” als “bisher wahrscheinlichste Erklärung”.

Verdachtsmoment

Ortskundigen Bürger:innen drängt sich die durchaus nahe liegende Frage auf, die in der Berichterstattung bis zum 12. September aus unerklärlichen Gründen noch nicht zu erkennen war. Es geht um die Frage, ob ein Zusammenhang mit dem Standort der Firmen Eckert & Ziegler Nuclitec GmbH, Eckert & Ziegler Isotope Products GmbH und Buchler GmbH im unmittelbar angrenzenden Thune bestehen könnte. Dies ist selbstverständlich nur eine frühe Theorie. Bekannt ist, dass viele der hier Beschäftigten in den vergangenen Jahrzehnten und heute im Papenteich wohnten und wohnen. Bekannt ist auch, dass hier aus verschiedensten Anlässen mit radioaktiven Stoffen und Abfällen gearbeitet wurde und wird und dass es dabei auch bereits Phasen von Grenzwertüberschreitungen und behördlich bekannte Zwischenfälle gegeben hat, so dass der Anfangsverdacht eines Zusammenhanges nach intuitiven Maßstäben allemal gegeben sein sollte. Kurzzeitige Emissionen, aber insbesondere auch langfristige Belastungen für unmittelbar Beschäftigte oder auch regelmäßig auf dem Gelände für externe Firmen tätige Personen könnten in Betracht kommen.

Das Gesundheitsamt Gifhorn wurde in einer privaten Mail darauf hingewiesen. Eine Einlassung auf diesen Hinweis oder erkennbare Konsequenzen erfolgten innerhalb mehrerer Wochen bis heute, Stand 12. September, in keiner Form.

Auch zahlreiche andere andere Medien berichteten, jedoch nach Eindruck des Autors ohne zusätzliche Inhalte. Eigene Recherchen sind natürlich jederzeit etwas nach den Stichworten “Leukämie Papenteich” möglich.


  • 2024-09-09 Erste Veröffentlichung.
  • 2024-09-12 Gesamt-EKN-Bericht in der Liste der Quellen ergänzt. Absatz zu anderen Medien ergänzt. Datumsstände aktualisiert.

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